Wie wurde Flixbus so schnell zur führenden Fernbus-Company?

Auch der Fernbusmarkt ist ein Paradebeispiel für „The winner takes it all“: Da sind nach der Liberalisierung 2013 über 40 Anbieter hoffnungsvoll in das neue Geschäftsfeld gestartet und wenige Jahre später sieht man nur noch die grünen Flixbusse auf den Straßen.

Der vielleicht entscheidendste Schritt in der Flixbus-Erfolgsstory dürfte 2015 der Einstieg des Investors General Atlantic und der damit in Zusammenhang stehende Zusammenschluss mit MeinFernbus gewesen sein. In den offiziellen Statements wurde von einer Fusion auf Augenhöhe gesprochen, inzwischen ist jedoch bekannt, dass es sich um eine Übernahme handelte: Die MeinFernbus-Gründer Torben Greve und Panya Putsathit erhielten Zahlungen in Millionenhöhe, aber deutlich geringere Firmenanteile als das Flixbus-Team und verließen die Geschäftsführung des neuen Unternehmens ziemlich bald. Bemerkenswert daran ist, dass hier das deutlich kleinere und damals noch unprofitablere Unternehmen Flixbus den Marktführer übernehmen konnte. Von MeinFernbus blieb am Ende nur der prägnante grüne Farbton, der noch heute die ehemals blauen Flixbusse ziert. Möglich war dieser Coup durch den Zugriff auf das Wagniskapital von General Atlantic, den sich Jochen Engert, Andre Schwämmlein und Daniel Krauss (die 2011 GoBus gegründet und 2013 in Flixbus umfirmiert hatten) sichern konnten (nachdem sie bereits 2013 Finanzierung der Daimler-Tochter Moovel und von Holtzbrinck Ventures erhalten hatten).

Aber wie gelang es MeinFernbus und Flixbus überhaupt zuvor zur Nummer Eins beziehungsweise Nummer Zwei unter mehr als 40 Anbietern zu werden? Da war zum einen ein exzellentes Marketing. (Beide Marken kamen bei der jungen Fernbus-Zielgruppe natürlich deutlich cooler daher als etwa der „Postbus“!) Noch wichtiger ist jedoch die Tatsache, dass Flixbus (wie auch MeinFernbus) von Anfang an ein Plattform-Betreiber war. Das Unternehmen besitzt nur einen einzigen eigenen Bus, und diesen auch nur, weil es eine gesetzliche Vorgabe ist.  (Da hat sich der Gesetzgeber wohl wieder auf die wirklich wichtigen Punkte konzentriert!) Stattdessen werden alle Busse von Subunternehmern gekauft und betrieben, während Flixbus über Marketing und seine digitale Plattform Passagiere und Beförderungsmittel zusammenbringt. Damit ist Flixbus genau wie Uber ein Digitalunternehmen durch und durch. Und die 2015 begonnene Internationalisierung in fast alle europäischen Länder konnte ohne Invests in Fahrzeuge und Fahrer natürlich viel einfacher gestemmt werden.

Das Jahr 2016 brachte dann neben der Umbenennung der Company von Flixbus in Flixmobility den Einstieg von Silver Lake, einer weiteren amerikanischen Investmentgesellschaft. Und mit der Übernahme von Megabus (von der Stagecoach Group) und Postbus (von der Deutschen Post) wurde erneut der Cash-Faktor ausgespielt.

Genau wie der Digital-Gigant Amazon setzt Flixbus nicht nur auf immer neues Wagniskapital, sondern setzt dieses auch ein, um permanent in neue Geschäftsbereiche vorzustoßen: 2018 rollte der erste Flixtrain in die Bahnhöfe und die grünen Busse starteten in den USA, um den Greyhounds Paroli zu bieten. Und die halbe Milliarde, die 2019 vor allem von Permira und TCV eingebracht wurde, soll 2020 die Expansion nach Südamerika und Asien sowie in Europa den Eintritt von Flixcar in den Carsharing-Markt finanzieren.

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