Der Wandel begleitet uns dauerhaft: Diese Regel, um die es schon im Beitrag über Brockhaus, Encarta und Wikipedia ging, gilt erst recht für die Musikindustrie: Auf die Ablösung von Vinyl und Kassette durch die Musik-CD folgte das MP3-Format mit Napster und der Zeit der Raubkopien, die Dank iPod und itunes beendet werden konnte, denen aber schon bald der itunes-Killer Spotify mit seinem Streaming-Angebot den Garaus machte.
Dabei war auch Spotify mal wieder nicht der erste mit einem Streaming-Angebot: Als das 2006 von Daniel Ek und Martin Lorentzon in Schweden gegründete Unternehmen im Herbst 2008 auf den Markt ging, gab es bereits Streaming-Angebote, unter anderem Rhapsody und das inzwischen kostenpflichtige Napster. Entscheidend war aber die Flatrate: Die Möglichkeit, für einen Monatsbetrag unterhalb der 10 Euro-Grenze unbegrenzt Musik aus einem annähernd vollständigen Angebot zu hören, wurde zwar nicht unbedingt von der kompletten Musikindustrie favorisiert (bei der pro Song mitunter nur sehr überschaubare Summen ankommen), ist aber um so attraktiver für die stetig wachsende Zahl der Nutzer, die sich Anfang 2019 auf über 200 Millionen addierte. Wichtig dabei: Es war ein umfassendes Abomodell für Musik. Eine Flatrate für ein Teilangebot (wie zum Beispiel das Angebot eines einzelnen Players wie Universal Music) hätte natürlich kaum einen ähnlichen Erfolg gebracht. Und nicht weniger wichtig: Der Preis muss attraktiv sein! Nur dank des günstigen Monatspreises war der Siegeszug von Spotify – und nebenbei auch der von Netflix und Amazon Prime – möglich. Mit einer Flatrate etwa auf dem Preisniveau des Sky-Komplettpaketes wäre die Geschichte von Netflix wohl deutlich anders verlaufen. Und als Letztes: Das kostenfreie Basisprodukt (also die kostenfreie Nutzung mit eingeschränktem Funktionsumfang) ist für Spotify mindestens so wichtig wie der kostenfreie Testmonat für Netflix: Nur so kamen und kommen viele später zahlende Kunden überhaupt erst mit dem Dienst in Kontakt.
Gerade im Geschäftsfeld von Spotify war die Schnelligkeit ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Wettbewerbsfaktor. Hätte Spotify nicht schon eine kritische Größe gehabt, als Ende 2009 Deezer ein ähnliches Abomodell einführte und in der Folge Google mit Google Play Music, Apple mit Apple Music und Amazon mit Amazon Music Unlimited ebenfalls Streaming-Angebote mit einer Flatrate launchten, dann würden sie sicher nicht dort stehen, wo sie heute sind.
Apropos Flatrate: Auch im Videobereich wäre der Siegeszug von Netflix und Amazon Prime ohne die monatliche Flatrate (die zumindest für einen großen Teil des Angebots gilt) wohl kaum denkbar gewesen. Und im journalistischen Bereich sieht es gerade so aus, als ob sich das Flatrate-Angebot von Readly deutlich besser entwickelt als das Pay-per-read-Angebot von Blendle. Das wiederum wäre zumindest ein (kleines) positives Signal für die neue News-Flatrate von Apple – zumindest im Bereich der Zeitschriften.