Was zeigen die Beispiele von Google, Facebook und Amazon? Wie kann man im Internet erfolgreich sein, wenn gerade nicht die sensationelle Idee mit dem Pagerank oder den fast unbegrenzten Kapitalzugriff von Amazon hat?
Scott Galloway soll auf die Frage, was in dieser Welt der großen Player die beste Lösung sei, geantwortet haben, man heuere am besten bei einer dieser Companies an. Da aber auch das nicht für jedermann eine Option ist: Was sonst bietet sich an? Eine Lösung aus meiner Sicht: Die richtige Nische finden!
Das ist in der Regel aber etwas völlig anderes als das eigene Geschäft einfach ins Internet zu übertragen. Gerne werden ja Erfolgsbeispiele wie der Onlineshop Parfumdreams (inzwischen von Douglas übernommen) der Parfümeriekette Akzente dazu genutzt, jedem Einzelhändler einen eigenen Onlineshop anzudrehen. Dabei wird nur übersehen: Wenn 10.000 Parfümerien einen Onlineshop betreiben, wird sich der Digitalumsatz nicht gleichmäßig auf alle verteilen, sondern im Zweifelsfall auf den konzentrieren, der in der Google-Trefferliste ganz oben steht. Und wenn alle Elektronikhändler Samsung-Galaxy-Geräte bei Amazon einstellen, konzentriert sich der Umsatz auf den einen, der den günstigsten Preis anbietet (wozu der Hersteller Samsung selbst im Zweifelsfall die besten Karten hat).
Ein Beispiel aus der Medienbranche: Der norwegische Konzern Schibsted ist mittlerweile in vielen Ländern mit Rubrikenmärkten erfolgreich. Sein Versuch, mit der Suchmaschine Sesam dem Primus Google in dessen Kerngeschäft Paroli zu bieten, scheiterte aber. (Weitere Erfolgsbeispiele in Nischen wären der digitale Pferdemarkt ehorses, der zur Neuen Osnabrücker Zeitung gehört, oder der Skiverleih Alpinresorts von Russmedia.)
Dabei muss es gar nicht schlecht sein, wenn die Nische auch mit einer analogen Komponente (beispielsweise einer Beratungsleistung: vom Büromöbelverkauf zum Büroplaner …) verknüpft ist. Denn dadurch wird der Markteintritt für einen großen, internationalen Player tendenziell erschwert. So fand ich es sehr interessant als ich an einem Haushaltswarengeschäft vorbeikam, das keinen Onlineshop betreibt, aber am Wochenende in den eigenen Geschäftsräumen Kochkurse anbietet. Der Geschäftsführer eines süddeutschen Medienhauses hat es kürzlich im Gespräch mit mir sehr gut auf den Punkt gebracht: „Mitunter geht es gar nicht darum, alles komplett zu digitalisieren. Viel mehr Potential kann darin liegen, bestehendes Geschäft mit den Mitteln des digitalen Marketings zu befeuern.“