„Chip War“ ist nicht nur ein Buch, das ich wirklich verschlungen habe, sondern auch eines, das wunderbar zum Thema dieses Blogs passt, weil es die Entstehung von „The Winner takes it all“-Strukturen in einer besonders wichtigen Branche beleuchtet, der Chip-Industrie.
Dabei wird schnell deutlich, dass die monopolartigen Strukturen dort noch viel ausgeprägter sind als es bei einer oberflächlichen Betrachtung der Branche erscheint. Denn Memory Chips sind ein anderes Produkt als CPUs oder Graphik-Chips (deren Basis-Design allerdings auch für AI-Anwendungen prädestiniert ist). Und innerhalb der Wertschöpfungskette gibt es die Märkte für Rohstoffe, für die Herstellung der Wafer, die Chip-Designer, die Chip-Fabriken und die Hersteller der Produktionsanlagen, die jeweils ihre eigenen Marktstrukturen haben. So beschreibt Chris Miller, dass aktuell nur TSMC, Samsung und (mit Abstrichen) Intel in der Lage sind, High-End-CPUs herzustellen. Und dass dazu alle drei auf die Lithographiemaschinen des niederländischen Philips-Spin-Offs ASML angewiesen sind.
Weitgehend chronologisch und extrem kurzweilig (weil oft sehr personenbezogen) wird erzählt wie sich die Industrie ausgehend von ersten Pionieren wie Fairchild Semiconductor und Texas Instruments entwickelte. Und wie der immer größere Kapitalbedarf für immer komplexere Chips für eine immer größere Auslese sorgte. Wie sich etwa AMD irgendwann keine rentable Chip-Produktion mehr leisten konnte und sich auf das Chip-Design beschränkte. Und wie ASML nur Dank Milliarden-Invests von Intel, TSMC und Samsung seine neue Maschinengeneration entwickeln konnte (und übrigens einen Teil dieser Milliarden wiederum zwecks Entwicklung neuer High-Tech-Linsen in den deutschen Mittelständler Zeiss steckte, dessen Zulieferungen – neben der Lasertechnik von Trumpf – essentiell sind). Diese Maschinen nutzen extrem-ultraviolettes Licht, um die besonders kleinen Schaltkreise zu fertigen, wie sie Apple in seinen aktuellen Produkten nutzt. Die Entwicklung des Verfahrens bis zur Marktreife dauerte sage und schreibe 25 Jahre und führte zur „kompliziertesten Maschine, die die Menschheit je gebaut hat“ (und für deren Auslieferung jeweils drei Boeing 747 eingesetzt werden).
Da Chris Miller eigentlich Geschichts-Professor ist, kommen natürlich auch die politischen Aspekte des Themas nicht zu kurz: Er befasst sich mit dem Einfluss der Chip-Industrie auf das Wettrüsten und das Ende des Kalten Krieges und spekuliert kenntnisreich über die Auswirkungen auf die Zukunft Asiens und der ganzen Welt.
PS: Für den 17. Oktober ist eine deutsche Ausgabe des Buches bei Rowohlt angekündigt.